Das pittura oscura von Priscilla Groß besteht aus vier übereinander liegenden Fotografien. Drei miteinander verschmelzende Schwarz-WeißAufnahmen, die als Bild im Bild das Zentrum der vierten Fotografie bilden. Die Komposition setzt sich auf unterschiedlichen Ebenen mit dem Konzept von „Einsamkeit“ auseinander. Die drei Schwarz-Weiß-Fotografien werfen einen eindringlichen, intimen Blick auf Zeichen der Einsamkeit: > Die Nahaufnahme des Fensterkreuzes eines verwaisten Dachboden-Ausgucks, auf dessen Sprosse ein verirrter Schmetterling in der Falle sitzt und vergeblich in die Freiheit blickt. > Ein einsames Kreuz, nur wie durch Nebel sichtbar. Im Gefühl der Einsamkeit wird alles unwirklich und verliert an Kontur. > Der Blick auf die Rückseite eines verlassenen Bauwagens mitten im Wald, kaum zu erkennen. Er wurde abgestellt. Ist abgehängt, verlassen, ohne Bestimmung. Diese drei fotografischen Perspektiven auf Einsamkeit vereint Priscilla in ihrem pittura oscura zu einer neuen Realität. Darin findet sich der Schmetterling plötzlich im Wagen wieder, dessen transparent wirkende Rückseite sich schützend um ihn legt. Das Kreuz scheint im Lot zum Fensterkreuz zu stehen und einen Weg nach draußen zu weisen. Während an anderen Stellen Grenzen verwischen, gewinnt der Wegweiser vorn an Kontur und Schärfe. Ein Weg aus der Einsamkeit scheint möglich. Im nächsten Schritt installiert Priscilla Groß ihre Fotografie an der Hauswand eines Bildungszentrums, mitten hinein ins Leben. Eine Menge junger Menschen rennen daran vorbei. Sie schenken den vielschichtigen Ausdrucksformen von Einsamkeit auf dem Bild an der Wand keine Beachtung. Ihre schnellen Bewegungen sind auf ihr nächstes Ziel gerichtet. Die Künstlerin fängt dies als Farbfotografie ohne Filter schonungslos ein: Menschen verwischen im Vorübereilen, sind nur schemenhaft zu erkennen, nicht wirklich präsent. Die Installation zeigt: Verlassen fühlen kann man sich überall. Auch unter vielen, egal ob physisch oder im Netz. Priscilla Groß möchte mit ihrem Werk auf das Phänomen der Einsamkeit im Gedränge aufmerksam machen. Sie möchte dafür werben, nicht länger nur selbstzentriert durch den Tag zu eilen, sondern anderen Menschen mit Aufmerksamkeit zu begegnen. Ein entscheidender Schritt, um die Einsamkeit der vielen Übersehenen aufzubrechen.
Der Künstler über Demokratie und Frieden
Hallo, ich bin Priscilla und studiere Grafik-Design an der Faber-Castell-Akademie in Stein bei Nürnberg. Ich habe mich nie wirklich als Künstlerin gesehen, sondern stets eher als Fotografin oder Designerin, weil ich vorzugsweise mit einem Auftrag und einem Endziel vor Augen gearbeitet habe. Doch wenn ich jetzt darüber nachdenke, könnte ich mein fotografisches Werk auch als Kunst einordnen: einerseits wegen des künstlerischen Anspruchs, den ich auch an meine Auftragsarbeit habe und weil ich es andererseits liebe, immer neue Perspektiven zu entdecken und insbesondere auf dem Gebiet der Porträtfotografie eine größere Intimität herzustellen. An ein Vorhaben, wie das „better together-Projekt“, habe ich mich bislang noch nicht herangewagt. Ich darf zugeben, ich bin vom Ergebnis sehr positiv überrascht.