Ihr erinnert euch? Wir wollten hier im Anschluss an die Exkursionen nach Frankfurt, Nürnberg und München, über das 5-tägige deutsch-amerikanische Kunst-Camp berichten. Schon die Fahrt zu unserer Tagungsstätte mit Zug und Bus war ein Hallo. Unsere amerikanischen Gäste waren begeistert, als hoch über dem Maintal, von Weitem sichtbar, das idyllisch gelegene "Schloss" am Banzberg auftauchte. Vormalig Benediktiner-Kloster, dient Kloster Banz, in dem wir dankenswerterweise unser Kunst-Camp durchführen durften, heute als Tagungs- und Bildungsstätte für Jung und Alt.
Ein großer Multimedia-Saal fungierte als Gemeinschafts-Atelier. Für Interviews und Aufnahmen durften wir auch das Tonstudio oder die Außenanlagen nutzen. Da die Rezeption Tag und Nacht besetzt war, konnten die Künstler*innen außerhalb der Seminarzeiten immer ins Atelier, wenn sie weitermachen oder eine spontane Inspiration umsetzen wollten. Nach dem gemeinsamen Abendessen, gingen die meisten eine Runde ins hauseigene Schwimmbad. Danach saßen wir meist auf der Terasse und tauschten uns über unsere Erlebnisse und Erfahrungen aus, bevor wir uns in die Nacht verabschiedeten. Denn es hieß, früh aufstehen.Schon vor dem Frühstück lud Winfried alle Interessierten zum Yoga im Freien ein. Dann schnell Duschen, um 7.30 zum Frühstück. Danach wieder ins Atelier.
In diesen Tagen wurde extrem viel gearbeitet, aber genauso viel gelacht, erzählt, debattiert. Wir lernten einander immer besser kennen und schätzen. Freundschaften entstanden.
Und 14 beeindruckende Kunstwerke! Es sind mehrschichtige Bilder und Videos. Sie zeigen unmittelbar die Befindlichkeiten, Fragen, aber auch die Perspektiven der jungen Deutschen und Amerikaner*innen. Es geht um Themen, wie
- Kann man Hass und Ausgrenzung präventiv entgegenwirken?
- Wo sind die Grenzen der Toleranz?
- Wie baue ich Vorurteile ab?
- Wie begegnen wir Menschen, die unsere Demokratie gefährden?
- Wie lernen wir besser aus der Geschichte?
- Erinnern wir richtig, damit Unrecht nicht wieder passiert?
- Gibt es etwas, das alle Menschen auf der Welt verbindet?
- Welche Rolle sollen Frauen bei der Zukunftsgestaltung spielen?
- Wie ist das mit Sexismus im Alltag?
- Welche Wege gibt es aus Einsamkeit und Depression?
Vielleicht denkt ihr, nicht alle Fragen haben etwas mit Demokratie zu tun? Oh doch, das haben sie. Denn z.B. werden Menschen, die unter Phänomenen wie Einsamkeit, Depression, Rassismus oder Sexismus leiden, nicht oder nur schwer in der Lage sein, für ihre Rechte und Grundwerte einzutreten. Das ermöglicht anderen, sich leichter über sie zu erheben. Genau über das und mehr, wollen wir mit möglichst vielen Menschen ins Gespräch kommen. Auch mit euch!
Deshalb werden die Kunstwerke in eine digitale Kunst-Führung gepackt und als Video Exhibiton in mehreren Städten in Deutschland und, wenn möglich, auch in den U.S.A. gezeigt. Im Anschluss sind alle eingeladen, sich nicht nur über die Werke, sondern auch über Werte und Ziele auszutauschen, die das Miteinander fördern und die Demokratie verteidigen. Völkerverständigung mal anders...
Vor dem offiziellen Ende des Austausch-Programms stand noch ein Tag in Würzburg an. Denn Würzburg hat einem Amerikaner zu verdanken, dass es heute Weltkulturerbestadt ist. Der amerikanische Offizier und Kunsthistoriker John D. Skilton, der als Sieger nach dem Zweiten Weltkrieg zum damaligen deutschen Feind kam, hat sofort das vom Einsturz bedrohte Dach der Residenz sichern lassen. Er erkannte den Wert des einmaligen Kulturguts. Hätte er - wie viele andere Siegermächte - anders gehandelt, das größte freischwebende Deckengewölbe Europas, dessen Deckenfresco von Giovanni Battista Tiepolo von unschätzbarem Wert ist, wäre eingestürzt und zerstört gewesen. So hat die monumentale Architektur Balthasar Neumanns, der im 18. Jahrhundert die Residenz, das Schloss in der Stadt, erbaute, überlebt. Und Würzburg bekam 1981 für dieses außergewöhnliche barocke Gesamtkunstwerk von der UNESCO den Welterbe-Status verliehen. John D. Skilton sei Dank!